Invest in ME IIME in Cambridg
Unser medizinscher Berater und unsere Repräsentantin in der EMEA haben gemeinsam die IIME besucht und eine Zusammenfassung geschrieben. Da es sehr viele interessante Beiträge gab, wurde dieser Rapport lange.
Die diesjährige grosse Konferenzreihe fand vom 31.05.–2.06.2023 statt im Hinxton Hall Conference Centre in der Nähe von Cambridge, England. Sie bestand diesmal aus nur zwei Teilen – dem geschlossenen Austausch unter Wissenschaftlern, Klinikern und Sozialaktivisten, sowie anschliessenden, offenen Präsentationen durch delegierte Spezialisten. Der früher übliche, dritte Teil zum Austausch unter Repräsentanten von verschiedenen ME/CFS-Patientenorganisationen musste angesichts der post-pandemisch deutlich verminderten Anzahl der Teilnehmer storniert werden.
eine Übersicht
31.5.–1.6.2023
12th Invest in ME Research International Biomedical Research into ME Colloquium 2023 (BRMEC 12)
Unser medizinischer Berater war als Kliniker und Forscher mit dabei, durfte aber den genauen Ablauf oder weitere Informationen nicht weiterleiten angesichts der Schweigepflicht unter den Teilnehmern.
2.6.2023
15th International Invest in ME Conference 2023 (IIMEC 15)
Prof. Simon Carding:
Begrüssung und Vorstellung der Projekte von Quadram Institute in England
Prof. Carding eröffnete die Vorlesungsgreihe und stellte das neue Gebäude sowie die aktuell wichtigsten der laufenden Projekte des Quadram Institute vor.
«Light ME up»: Eine klinische Studie zwecks Ermittlung der Wirkung von Photobiostimulation (PBS) auf ME/CFS-Betroffene. Der bisherige Wissensstand suggerierte, dass gewisse Lichtwellenlängen aus dem roten Spektrum die mitochondriale Funktion und Reparatur regulieren können. Durch Einsatz von bestimmten Lampensysteme erhofft man sich eine leicht durchführbare Therapieoption zu finden, welche auch sanft genug wäre für die schwergradig Kranke.
«Comeback Study» und «Restore-ME»: Diese klinischen Studienprojekte widmen sich dem Einsatz von Stuhltransplantationsverfahren («fecal matter transplantation» / FMT) bei ME/CFS. Im ersten Projekt nutzt man Einläufe, während das Zweite auf einfacher anwendbarere Schluckkapsel zugreift.
Mehr Informationen:
https://quadram.ac.uk/
https://quadram.ac.uk/targets/me-cfs/
PhD Vicky Whittemore:
Übersicht der Finanzierung von ME/CFS-Projekte durch National Institues of Health (NIH) in den USA
Frau Whittemore fasste die aktuelle sozio-politische und -ökonomische Entwicklungen aus der Sicht der NIH zusammen. Bis 2016 habe die NIH jährlich, im Schnitt, ca. USD 5 Millionen für ME/CFS-Projekte spendiert. Infolge von zunehmender Anerkennung der Wichtigkeit von ME/CFS, sowie nach Einschaltung von neuen, interaktiven online-Werkzeugen, ist die durchschnittliche jährliche Investition für ME/CFS-Forschung auf USD 15 Millionen angestiegen. Für das kommende Jahr 2024 budgetiere die NIH bereits mit ca. USD 20 Millionen.
Als speziell wichtige Bereiche betrachte die NIH aber auch Long Covid, das Golfkriegssyndrom (Gulf War Syndrome), sowie die insgesamt immer wieder zu betrachtende Unterschiedene der Krankheitsabläufe je nach biologischem Geschlecht.
Vorgestellt wurden 3 wichtigste, interaktive online-Werkzeuge der NIH: MECFSnet (Förderung der wissenschaftlichen Ko-Operationen), searchMECFS (Navigieren/Koordinieren von Bioproben-Austausch), mapMECFS (Austausch von wissenschaftlichen Daten/Resultaten), sowie ein grosses, laufendes Projekt zwecks Erfassung der Long-Covid-Verläufe anhand eines möglichst grossen Kollektivs (Researching Covid to Enhance Recovery / RECOVER Initiative).
Mehr Informationen:
https://mecfs.rti.org/
https://searchmecfs.org/
https://www.mapmecfs.org/
https://recovercovid.org/
Ph. D. Bhupesh Prusty:
Vorstellung einer neuen Arbeitshypothese
Herr Prusty betonte, dass diverse Ansätze/Spezialisierungen/Projekte sich, erfreulicherweise, immer wieder und immer mehr überlappen, so dass eine gewisse Mündung zu erwarten wäre. In diesem Sinne, startete er seinen Vortrag unter seiner eigenen, mündenden Hypothese, dass alle ME/CFS-Fälle eigentlich gleich beginnen (= gemeinsamer Grundentstehungsmechanismus), sich aber dann sehr unterschiedlich entwickeln könnten (= Subtypen / Varianten). Seiner Meinung nach könnte man ME/CFS als ein in hochspezialisierten Geweben (z.B. Gehirn oder Herz) beginnenden Prozess verstehen, dessen Elemente auf andere Gewebstypen dann «übersickern».
Ein möglicher Beginn von ME/CFS wäre eine dauerhafte Umstellung von Zellfunktionen auf Kontakt mit diversen Erregern – hier lehnte sich Herr Prusty auf sein Spezialgebiet der Herpesviren stark an, aber auch an die aktuellen Entwicklung um SARS-CoV-2-Spike-Proteine, denn in beiden Fällen konnten in diversen Zellen zahlreiche, über die eigentliche Akutansteckungsphase hinweg fortschreitende Prozesse erfasst werden.
Eine Rolle dabei dürfte ein bei ME/CFS erfassbarer Verlust der neuentdecken, s.g. «natürlichen IgMs» sein. Die «natürlichen IgMs» wären eine Subgruppe der IgM-Antikörper, welche nicht gegen körperfremde Stoffe gerichtet sind (also üblicherweise Bakterien, Viren, Pilze sowie schädliche Eiweisse), sondern gegen diverse, körpereigene Zellstrukturen. Die Funktion von «natürlichen IgMs» besteht darin, den körpereigenen «Zellschutt» frühzeitig zu erkennen und zu neutralisieren – wenn dies unter kontrollierten Bedingungen nicht passiert, kommt es vermehrt zu diversen Auotimmunphänomenen.
Zusammenfasse Publikation über natürliche IgMs:
«The importance of natural IgM: scavenger, protector and regulator», MR Ehrenstein, CA Notley, 2010
https://www.nature.com/articles/nri2849
Dr. med. David Systrom:
Einsicht in die Resultate der invasiven Herz-Lungen-Kreislauf-Belastungstestung
Dr. Systrom stellte sein Projekt vor, in welchem er ME/CFS-Betroffene belastet hat (Fahrradergometrie) mit zeitgleicher Erfassung der Druck-, Gas- und Stoffwechselverhältnisse des Blutes vor Eintritt in die Lunge (obere Hohlvene / rechter Herzvorhof) und danach (Radialarterie).
Die ME/CFS-Kranken hatten alle eine s.g. Herzvorlast-Insuffizienz (‘cardiac preload failure’) – dies war allerdings erst unter aufrechter Haltung bzw. unter zunehmender Belastung sichtbar. V.a. bei den Frauen lag auch zusätzlich eine systemische Sauerstoffaufnahmestörung (‘reduced systemic O2 extraction’) vor – dies wäre im Einklang mit der länger bekannten Tendenz zu insgesamt vermehrter ME/CFS-Symptomausprägung bei den Frauen.
Obwohl beide obige Befunde bei schlechter Blutzirkulation vorkommen, lieferten weitere Analysen anhand der Muskelbiopsien auch noch Hinweise drauf, dass die zelluläre Energiegewinnung zusätzlich und direkter betroffen ist. Dies würde heissen, dass nicht nur das Blut suboptimal die Organe versorgt, sondern die Organe selbst auch weniger damit anfangen können als bei den Gesunden.
Als leichtgradig Befund-bessernd wurde das Medikament Pyridostigmin (Mestinon) erwähnt – hierunter war sowohl die Herzvorlast-Insuffizienz als auch die periphere Sauerstoffabnahmestörung geringer.
Die Grundstudie:
«Insights From Invasive Cariopilmonary Exercise Testing in Patients With Myalgic Encephalitis / Chronic Fatigue Syndrome», Phillip Joseph et al., Chest 2021
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33577778/
Dr. med. Dag Storla:
Vorstellung eines simplen Grundbehandlungskonzeptes für die schwergradig Betroffenen
Dr. Storla berichtete über seine Erfahrungen mit einem simplen, standardisierten Behandlungsschema bei schwergradig ME/CFS-Betroffenen im Rahmen von regelmässmigen Hausivisten. Sein Konzept basierte auf Unterstützung des Zellmetabolismus bei Methylations-Aufgaben mit Einsatz von Supplementen, mit späterer Ergänzung um tiefdosierte Medikamente zur weiteren Symptomkontrolle. Seine Behandlung bestand aus 4 Phasen von jeweils ca. 2-Monatiger Dauer.
In der ersten Phase wurden die Patientin versorgt mit Thiamin (Vitamin B1: 600 – 1800mg pro Tag) und oraler Rehydratationslösungen (1 Liter von Jonenmischung jeweils 2x pro Woche).
In der zweiten Phase wurden Nikotinamidadenindinukleotid (NADH: 200mg pro Tag), Cobalamin (Vitamin B12: 10mg Injektionen 1x pro Woche) und Ubiquinon (CoEnzym Q10: 20mg pro Tag) hinzugefügt.
In der dritten Phase etablierte man tiefdosiertes Naltrexon (low-dose naltrexone / LDN: Zieldosis von 4.5 bis 6 mg pro Tag).
In der vierten Phase fügte man man noch tiefdosiertes Aripirarazol (low-dose Ability / LDA: Zieldosis 1.25 – 2.5 mg pro Tag) hinzu.
Das obige Vorgehen habe bei den ME/CFS-Betroffenen teilweise massive Besserungen mit sich gebracht – genaue Daten dazu lagen aber nicht vor. Dr. Storla betonte, das es hier primär um ein simples Verfahren ginge für eine Patientengruppe, die sonst weitgehend verlassen wird.
Dr. Karl Johan Tronstad:
Vorstellung der Resultate der Datenanalyse von Patienten aus den früheren Studien
In den zwei früheren Studien aus Norwegen (zum Einsatz von Rituximab – RituxME; zum Einsatz von Cyclophosphamid – CycloME) wurden parallel diverse Daten und Bioproben auf dem Laufenden gesammelt. Diese wurden und werden im Rahmen von separaten Projekten analysiert.
Die Analysen führen zu drei spannenden Feststellungen.
Die meisten gemessenen Metabolite lagen zwar formal innerhalb der Bevölkerungsnormen, es liessen sich jedoch gesamthaft klare Verschiebungen erkennen.
Die erfassten Verschiebungen deuteten auf 3 metabolische Subtypen von ME/CFS hin.
Eine grosse Rolle dürfte eine gestörte Energiegewinnung auf der zellulären Eben spielen – es schien eine Blockade von Pyruvat-Dehydrogenase vorzuliegen, so dass die Pyruvatkonversion zur Acetyl-Coenzym-A behindert werde.
Die obigen Befunde waren, aus der Sicht von Dr. Tronstad, vergleichbar mit Langzeit-Hungerzuständen. Der genaue Entstehungsmechanismus bleibt aber noch unklar.
Die Studien von Dr. Tronstad:
«Pathomechanisms and possible interventions in myalgic encephalomyelitis / chronic fatigue syndrome (ME/CFS)», Oystein Fluge, Karl J Tronstad, Olav Mella, J Clin Invest 2021
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34263741/
«A map of metabolic phenotypes in patients with myalgic encephalomyelitis / chronic fatigue syndrome», Fredrik Hoel et al., JCI Insight 2021
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34423789/
Dr. Nancy Klimas:
Ein Revival der Epstein-Barr-Virus-Hypothese?
Fr. Dr. Klimas griff auf die älteren Feststellungen zurück, dass wenn ein Virus in eine Zelle gelangt, es auch später nicht zwingend zu klassischen Infektionen oder Infekt-Reaktivationen kommen muss. Es ist durchaus möglich, dass das Virus den Stoffwechsel einer Zellte sozusagen genug «entführt» um sie zu verwirren, aber nicht genug um sie zu zerstören oder sich selber zu vermengen. So findet man z.B. lang nach der Erstinfektion immer noch Epstein-Barr-Virus-Fragmente in allerlei Zellen, v.A. in der Innenauskleidung der Halsschlagadern, in den Speicheldrüsen, Schleimhäuten/Epithelien, oder B-Lymphozyten.
Fr. Dr. Klimas teilte mit, dass die ME/CFS-Patienten eine verminderte Expression von s.g. Mucin-Genen zu haben scheinen (erwähnt wurden v.A. MUC 16, 19 und 22), was wiederum die Zusammensetzung von körperlichem Schleim (Mukus) beeinflusst. Sie hypothetisierte, dass eine andere Zusammensetzung von Schleim diverse Zellen anfälliger machen könnte gegenüber eine Vielzahl an Erreger, v.A. gegenüber das Ebstein-Barr-Virus (EBV), so dass sich dieses Virus allenfalls besser bzw. langanhaltender ausbreiten könnte.
So experimentiert Fr. Dr. Klimas, vereinfacht gesagt, mit neuartigen Verfahren, solche EBV-Reste zu beseitigen (zeitgleich aus mehreren Zellpopulationen) bzw. die veränderte Zellfunktion zu modulieren – hier stützt sie sich auf Kombination von s.g. biologicals (gezielt hergestellte Biostoffe) mit klassischer Pharmakologie.
Erwähnt wurde auch ein ähnlicher Einsatz bei Golfkriegs-Syndrom, das Vorhaben zur Phänotypisierung von Long-Covid, sowie dass in all den Langzeit-Erkrankungen der geschlechtliche Unterschied zu anderen therapeutischen Ansätzen führen könnte.
Relevante Studien:
«EBV/HHV6-6A dUPTase contribute to myalgic encephalomyelitis / chronic fatigue syndrome pathophysiology by enhancing TFH cell differentiation and extrafollicular activities», Brandon S. Cox et al., JCI Insight 2022
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9220958/
«Unravelling myalgic encehpalomyelitis / chronic fatigue syndrome (ME/CFS): Gender-specific changes in the microRNA expression profilin in ME/CFS», Amanpreet K. Cheema et al., Journal of Cellular and Molecular Medicine 2020
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/jcmm.15260
PhD Alain Moreau:
Metabolische Abnormalitäten unter Belastung in ME/CFS und Long-Covid
Prof. Moreau fasste seine aktuelle Projekte zusammen rund um Thema Long-Covid und ME/CFS, wo er sich v.A. den metabolischen Unterschieden widmete zwischen Kranken und Gesunden, sowie deren Entwicklungen unter körperlichen Belastung.
In den ersten Projekten wurden unterschiedene in den Profilen von s.g. freizirkulierenden micro-RNAs erfasst – diese regulieren halt auf dem Laufenden die Entstehung von Eiweissen. Bei ME/CFS und Long-Covid schien z.B. die Produktion von gewissen «Nervenzelleiweisse» sich ganz anders zu gestalten als bei Gesunden – die s.g. Sphingomyeline werden vermehrt und die s.g. Ceramide vermindert hergestellt, was wiederum anfälliger machen könnte gegenüber diversen Dysfunktionen oder Entzündungen.
Im aktuell laufenden Langzeit-Projekt untersucht Prof. Moreau die microRNA-Verschiebungen sowie weitere metabolische und funktionelle Parameter bei Long-Covid-Betroffenen über Monate – mit Einsatz von seriellen Stresstests. Die Zwischenresultate seien vielversprechend – es werden z.B. diverse Abnormalitäten in der Hirndurchblutung erfasst.
Relevante Studie:
«Profile of circulating microRNAs in myalgic encephalomyelitis and their relation to symptom severity, and disease pathology», Evguenia Nepotchatykh et al., Sci Rep. 2020
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33184353/
PhD Maureen Hanson:
Immunzellen am Anschlag
Dr. Hanson eröffnete ihren Vortrag mit der Bemerkung, dass unsere bisherige Einschätzungen über weltweites Vorkommen von ME/CFS womöglich viel zu tief waren. In ihren bisherigen Überlegungen dürfte sogar eine Zahl von über 65 Millionen Betroffenen weltweit korrekt sein.
Anhand ihren bisherigen Arbeiten, postuliert Dr. Hanson, dass die Immunzellen von ME/CFS-Betroffenen eigentlich chronisch überstimuliert sind – die Genexpressionsstudien suggerieren, dass v.A. die klassischen Monozyten betroffen sind.
Relevante Studien:
«Plasma metabolomics reveals disrupted response and recovery following maximal exercise in myalgic encephalomyelitis chronic fatigue syndrome», Arnaud Germain et al., JCI Insight 2022
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35358096/
«Letter to the Editor of Metabolites», Maureen R. Hanson, Arnaud Germain, Metabolites 2020
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7281557/
«Comprehensive Circulatory Metabolomics in ME/CFS Reveals Disrupted Metabolism of Acyl Lipids and Steroids», Arnaud Gramain et al., Metabolites 2020
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31947545/
Dr. Robert Phair:
Itakonat-Shunt-Hypothese
Grundsätzlich geht Dr. Phair davon aus, dass der zelluläre Stoffwechsel vergleichbar ist mit sonstigen biomechanischen Modellen, wo, u.A. ein Phänomen der s.g. «Bistabilität» beobachtet werden kann – ein Schaltkreis könnte allenfalls unter zwei sehr unterschiedlichen Bedingungen stabil laufen. Wenn eine solche Einstellung das Normale und die andere das Abnormale/Krankhafte darstellt, kann es sein, dass die ME/CFS-Betroffenen dauerhaft in der ungünstigen Stabilität stecken. Darauf basierend, geht Dr. Phair davon aus, dass wenn wir die relevanten Schalktreise genügend verstanden haben, es sogar simpel sein könnte, das System von ungünstiger zur normalen Form der biochemischen Stabilität umzuschalten – die bisherig bekannten Bistabilitäten lassen sich nämlich meistens mit relativ wenig Aufwand umstellen.
Dr. Phair stellte seine aktuelle, auf mathematisch-biochemisch Überlegungen basierende Hypothese eines Itakonat-Shunts vor. Es ist denkbar, dass es bei der zellulären Energiegewinnung zu einem «Leerlauf» kommt, wo eine gewaltige Portion der Energie verloren geht durch vermehrten Umsatz von Itakonat. Obwohl das Grundmodell bereits gestellt worden ist, bleibt die praktische Überprüfung hiervon noch abzuwarten.
Vergleichbare Präsentation:
«Rob Phair, PhD, Present on the Itaconate Shunt Hypothesis for ME/CFS», Open Medicine Foundation – OMF, YouTube Channel, 2022
https://www.youtube.com/watch?v=RiVDNhg4l48
Prof. Ron Davies:
Allgemeines Update über Open Medicine Foundation Projekte
Prof. Davies sieht ME/CFS aktuell als s.g. zellulär-autonome Erkrankung – d.h. der krankmachende Prozesse nicht alle Zellen oder eine gewisse Zellpopulationen/Gewebe direkt betreffen muss, sondern dass er primär in einem sogar relativ kleinen Anteil an vordefinierten Zellen ablaufen und dann weitere Zellen/Geweben beeinflussen könnte. Bei ME/CFS sei das s.g. «angeborene Immunsystem» bekanntlich auf unterschiedlichen Ebenen dysreguliert, und das zugrundeliegende Stoffwechsel-Hauptproblem der ME/CFS-Betroffenen dürfte v.A. hier zu finden sein.
Prof. Davies konzentriert sich aktuell auf die Itakonat-Shunt-Hypothese von Dr. Phair - diese konnte bei genetisch modifizierten Hefe-Zellen bereits erfolgreich umgesetzt werden. Ob das Gleiche in menschlichen Zellen aber erreichbar wäre, und durch welche Massnahmen die Bistabilität umgestellt werden könnte bleibt noch offen.
Sonst forscht Prof. Davies weiterhin auf dem Gebiet eines universellen Biomarkers für ME/CFS. Die früher geplante Weiterentwicklung des vielversprechenden Nanonadel-Projektes musste zwischenzeitlich leider aus polito-ökonomischen Gründen bis auf Weiteres «auf Eis gelegt werden». Aktuell versucht man den zweiten potenziellen Biomarker zu fordern, nämlich die Untersuchung der Verformbarkeit der Erythrozyten.
Vergleichbare Zusammenfassung:
«Ron Davis’s ME/CFS Moment: The ‘Core Thenology Disrupter’ Gets a Win», Cort Johnson, Health Rising, 2022
https://www.healthrising.org/blog/2022/06/09/ron-davis-mecfs-moment-core-technology-disrupter/