Mögliche Auslöser von ME/CFS


Mögliche infektiöse Auslöser

In ca. 40% der Fälle entwickelt sich ME/CFS im zeitlichen Zusammenhang mit einer oder mehreren Infektionen.

Die Betroffenen berichten dann oft über das Gefühl, sich von diesen Infekten nie erholt zu haben. Klassischerweise handelt es sich um ein virales Geschehen in den Atemwegen, im Verdauungstrakt, an der Haut / den Schleimhäuten oder im zentralen Nervensystem. ME/CFS entwickelt sich dann meistens innerhalb von 14 Tagen. Es sind aber auch andere initiale Verläufe bekannt.

Auffällig ist, dass es sich vorwiegend um diejenigen Erreger handelt, welche entweder in den Körperzellen oder im Erbgut persistieren und somit sowieso zu wiederkehrenden und komplizierten Verläufen neigen (v.A. bei diversen Immunschwächen):

HERPESVIREN

  • Herpes simplex Typ 1 und 2 (HSV1-2)

  • Varicella zoster Virus (VZV)

  • Epstein Barr Virus (EBV)

  • Cytomegolovirus (CMV)

  • Humanes Herpesvirus 6 (HHV6)*

  • Humanes Herpesvirus 7 und 8 (HHV7-8)**

VIREN DES MAGEN-DARM-TRAKTES

  • Entero-/Coxsackieviren*

  • Parvoviren (v.a. PVB19)*

  • Picornaviren (v.A. Echoviren) *

  • Polioviren - früher zahlreiche Fallberichte über 'aboritve' Formen und post-polio syndrome' als Subtypen von ME/CFS. Aktuell wenig relevant angesichts der Impfprogramme.
    ** wenige Fallberichte bekannt, * sehr spärliche Datenlage

HEPATITISVIREN

  • Hepatitis B und C 

WEITERE VIREN

  • blutungsverursachende (hämorrhagische) Erreger: Ebola, Dengue

  • Ross River Virus, West Nile Virus, HIV 

DIVERSE BAKTERIEN

  • mit vermehrtem neurologischem Befall: Borrelien, Syphilis, Listerien, Toxoplasma

  • mit häufig lokalisiertem Befall (z.B. Lunge): Legionellen, Tuberkulose, Chlamydien, 

  • mit vermehrtem Befall von vielen Organsystemen: Coxiellen, Zeckenfieber, Bartonellen

EINZELNE PILZARTEN UND PARASITEN

  • Parasiten: Lamblien, Malaria, Leischmania

  • Pilze: Candida 


Mögliche nicht-infektiöse Auslöser

Bei 10-20% der Fälle kommt es zu ME/CFS zeitgleich mit oder nach einer nicht-infektiösen Belastung:  

PSYCHOSOZIALE / KÖRPERLICHE TRAUMATA

  • Missbrauch / Gewalt / Krieg

  • Verlust von Bezugspersonen / Bezugsobjekten / Arbeitsfunktionen 

  • Unfälle

  • Operationen / Implantationen

  • Konsumierende Erkrankungen (z.B. Krebs)

  • Anspruchsvoller Umgebungswechsel (z.B. Umzug, Reisen)

REPETITIVE / LANGDAUERNDE AUSLAUGUNG

  • Leistungs-Sport / vermehrte sportliche Aktivitäten 

  • Intensive Arbeit / Ausbildung

  • Elternschaft / Adoption (Familiengründung)

  • Schlafmangel

  • Mangelhafte Ernährung / Gewichtsreduktionen (z.B. «crash-Diäten»)

HORMONELLE UMSTELLUNGEN

  • Schwangerschaft / Geburt

  • Adoleszenz

  • Andro-/Menopause

TOXISCHE EXPOSITIONEN

  • Organophoshate

  • Pestizide

  • Industrielle Lösungsmittel (z.B.: Squalene, Mineral-Öle)

  • Metale (z.B.: Quecksilber, Blei, Gold, Nickel, Arsen, Aluminium)

  • Implantate

  • Chemotherapien 

  • Manche medikamentöse Langzeit-Regime (z.B. Isoretinoin oder Statine)

  • Exotischere Substanzen (z.B.: Ciguatera-Toxin, Senf- oder Sarin-Gas)

RHEUMATISCHE UND AUTOIMMUNKRANKHEITEN

  • Lupus erythematodes

  • Multiple Sklerose

  • Sjögren Syndrom 

TRANSFUSION/TRANSPLANTATION

  • Nur einzelne Fälle berichtet, genauer Hergang unklar

IMMUNISIERUNGEN

  • Allergische Expositionen oder Desensibilisierungen*

  • Es wurde über ME/CFS-Entwicklungen berichtet nach diversen Impfungen* (gegen: Hepatitis B, Poliomyelitis, Meningokokken und Humane Papillomaviren) 

    *Umstrittenes Feld, da es wissenschaftlich weder bestätig noch ausgeschlossen wurde. 

 

Unklare oder multiple Auslöser

Bei ca. 40% lässt sich kein einzelner Auslöser ermitteln. Meistens handelt es sich dabei um eine Kombination der füher aufgelisteten, infektiösen und nicht-infektiösen Belastungssituationen.

Das ME/CFS-Bild kann sich aber auch langsam und ohne eindeutige, lebensgeschichtliche Zusammenhänge entwickeln. Dies wird häufig als "atypisches ME/CFS" bezeichnet. 

In einigen Fällen kann ME/CFS retrospektiv als eine verkappte Form einer anderen konsumierenden Erkrankung angesehen werden (z.B. chronische Infektionen, genetische Syndrome und Metabolopathien). Solche Fälle werden als "sekundär" bezeichnet. 

Was ist ME/CFSNenadAuslöser