rob.ch: Meine unsichtbare Freundin

Meine beste Freundin liegt seit drei Jahren krank im Bett und kann kaum mehr das Nötigste machen. Und so war ich an der MillionsMissing-Kundgebung zu ME (myalgische Enzephalomeyelitis) und CFS (chronic fatigue syndrome) als Reporterin ohne Barrieren und Angehörige auf dem Bundesplatz in Bern.

Autor:in: Nathalie Anderegg

Meine unsichtbare Freundin, die ich seit sechsundvierzig Jahren kenne, war der Inbegriff einer Powerfrau in einem Job mit Verantwortung für fast hundert Mitarbeiter:innen. Heute aber ist sie nach einer Covid-Erkrankung inklusive Lungenembolie nicht mehr arbeitsfähig. Sie hat Schmerzen am ganzen Körper, ist ständig erschöpft und nervlich am Ende. Der Verdacht ist ME oder CFS oder Long Covid, oder alles zusammen. Seit Jahren wird sie von Test zu Test geschickt, eine eindeutige Diagnose gibt es immer noch nicht, geschweige denn eine wirksame Therapie. 

Mittlerweile ist meine unsichtbare Freundin so verzweifelt, dass sie über eine Anmeldung bei EXIT nachdenkt. Ich als Angehörige fühle mich hilflos. Was soll ich ihr Aufmunterndes sagen angesichts ihres Leides? Fachwissen über diese Krankheitsbilder ist in der medizinischen Versorgung in der Schweiz kaum vorhanden. Das führt zu Fehlbehandlungen, die alles verschlimmern. 

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